Los: 562

Weickmann, Franz

Franz Weickmann

Polarwolf "Amarok". Holz (Weymouth-Kiefer / östliches Nordamerika). H. 98 cm. L. 145 cm. Sign. (am Bauch).


Franz Weickmann 1939 Tegernsee - lebt und arbeitet in Landshut


Vita
1953-1964 Ausbildung bei Hans Brochenberger Landshut
1964-1967 Akademie der Bildenden Künste München
bei Prof. Heinrich Kirchner
seit 1967 eigenes Atelier in Landshut


Auszeichnungen
1951 Erster Preis des GYA-Wettbewerbes
Landshut und München. Jury: Anton Hiller
1981 Stipendium Cité Internat. des Arts
des Bayerischen Kultusministeriums
1984 OBAG Kulturförderpreis
2002 Kunstpreis der Stadt Landshut


Ausstellungen
1981 Städtische Galerien Rosenheim

1981 Internationale Kunstmesse Stockholm
1983 Kleine Galerie Regensburg
1997 "LIGNA 97" Hannover
1998 Kunsthaus Bühler Stuttgart+
1999 Kunstmesse Düsseldorf-Köln-Hamburg-Hannover
1999/2001 "LIGNA 99/01" Hannover
2002 Sparkassen-Rathaus-Galerie, Landshut
2003 Kunst- und Gewerbehaus, Regensburg
2010 Zehentstadel, Moosburg


Hätten wir uns als Kinder kennengelernt, der Weickmann Franz und ich,
wären wir vermutlich unzertrennbare Spielgefährten geworden.
Denn meine geliebten Kinder-und Jugendbücher von Jack London, Hans-Otto Meissner und Heinrich Harrer stehen im Regal und nur ein gelegentliches abstauben erinnert an eine Kindheit voll Neugierde, Mystik und unbegrenztem Abenteuer.
Franz Weickmanns Abenteuerwelt spielte sich als Kind vorwiegend auf der gleichnamigen „Weickmannshöhe“, vor den Toren der Stadt Landshut ab.
Er erzählt von einer Steppenlandschaft, die er schon als Kind in dieser Landschaft sah
und die ihn zu seinem großen Abenteuer als Tierbildhauer beflügelte.
„Der Wolf kehrt zurück“, können wir fast täglich in der Tagespresse lesen.
So denke ich, kehrt auch tief in unserem Innersten ein „Kindheitstraum“ zurück, nach Abenteuer, ungezügelter Natur, Freiheit, Loslassen und Mystik.


Franz Weickmann ist einer der bedeutendsten Tierbildhauer unserer Zeit.
Er spürt den Tieren in ihrer Entwicklungsgeschichte nach, kennt ihr Verhalten, ihre Gefährlichkeit und ihre Mythen. Weickmann verniedlicht nichts, stylisiert auch nicht, sondern erschafft und erweckt sie somit für den Betrachter zum Leben durch eine gekonnte Abstraktion mit  verschiedenen Hölzern, die er verwendet.
Weickmann baut. Er baut jedes Tier von innen nach außen auf. Sein erstaunliches Wissen über Körperhaltung, Struktur des Felles und die wilde Umgebung in der das Tier seinen Lebensraum hat, führt er uns mit Ästen, gespaltenem Holz oder knorrigen Wurzeln vor Augen, die er zusammensetzt und die uns dann letztendlich vor der Darstellung eines „gültigen“ Lebewesens stehen lassen, das wir sofort erkennen.


Dieses wunderschöne Tier, das aufgrund seines Lebensraumes noch nicht vollständig von der Wissenschaft erforscht ist - im Winter herrschen hier nahe der Antarktis Temperaturen bis -50 Grad - berührt einem sofort !
Polarwölfe leben auf den kanadischen Arktisinseln von Melville Island bis Ellesmere Island an der Nord/Ostküste Grönlands.


Steht doch der Wolf bei allen Völkern weit vorne in der Mythologie. 
Weickmann steht weit vorne in der Bildhauerei ! Sehr weit und muss sich nicht einreihen unter anderen Tierbildhauern der heutigen Zeit, denn es gibt schlichtweg  keine !
August Gaul ist tot, Heinz Theuerjahr auch, Rembrandt Bugatti starb schon 1916 in Paris. Es kam keiner nach....
Somit kommt Franz Weickmann eine Stellung der Tierbildhauerei des 21 Jahrhunderts gleich, die einem Astrophysiker ähnelt, der im Verborgenen arbeitet und forscht. Er hat sein Handwerk gelernt, erforscht und zur Vollendung gebracht. 


Weickmanns Tiere sind „nachhaltig“. Wie sollte es auch anders sein, bei einem Mann, der sich so intensiv mit den verschiedenen Lebensräumen dieser Kreaturen befasst. Es muss kein Baum mehr dafür gefällt werden ! Es sind Fundstücke, achtlos entsorgte Objekte der Holzindustrie oder (offensichtlich) wertlos gewordene Hölzer, mit Ästen durchsetzt, zu krumm oder zu unansehnlich geworden für eine weitere industrielle Verarbeitung. Für ihn, den Genius des Tierplastikers sind es wertvolle Puzzleteile, mit denen er guten Gewissens arbeiten kann und die er zu bewegen und zu behandeln weiß.
Bei ihm dient die Motorsäge lediglich dazu, dem Fell des Polarwolfes seine letzte Gültigkeit einzuhauchen und nicht um einen Baum zu fällen.


Tagtäglich können wir lesen, wie unsere Tierwelt durch Menschenhand schrumpft und Lebensräume beschnitten werden, vergiftet, zerstört und vernichtet.


Der letzte große Tierbildhauer Franz  Weickmann wurde vor einiger Zeit
80 Jahre alt. Alle seine Schöpfungen sind Unikate ! Er gibt ihnen Namen aus der Mythologie und haucht ihnen ihre Seelen ein. Der Polarwolf „Amarok“ steht bei den Inuit (Eskimos) für einen großen weißen Wolf, der nie von ihnen gejagt wurde. Zu groß ist der Respekt vor einem Tier, das dort überlebt, wo der Hochsommer unseren Wintern gleicht.


Wolfsmythen
Kaum ein anderes Tier hat über viele Jahrtausende die Menschen so sehr angeregt und in ihrer Kulturgeschichte eine so große Rolle gespielt wie der Wolf.


So soll z.b. der Mongolenherrscher Dschingis Kahn nach der geheimen Geschichte seines Reitervolkes von dem mythischen Wolf „Bört-a-Tschao“ abstammen.
Schon immer kreisten um den Wolf mythische Sagen oder er wurde zur reißenden Bestie herabstilisiert.


In der Indianischen Mythologie steht der Wolf für Weisheit und die nordamerikanischen Indianerstämme bezeichnen ihn als ihren Bruder. Er ist Totemtier und kann den Herzschlag der Erde spüren. Er symbolisiert die Schattenseiten unseres Daseins und lässt sie uns erkennen. Wenn Du Kraft für Auseinandersetzungen brauchst kommt er zu Dir. Er bringt Dir spirituelle Energie und Intuition. 
Mit seiner weißen Farbe versinnbildlichen besonders die Polarwölfe die Geisterwelt, die nicht sichtbare Wirklichkeit. Eine Welt in die Schamanen reisen und eine Welt in welche die Menschen eingehen müssen, wenn sie sterben.
Sie gelten als Führer auf diesem Weg, aber auch als Hüter der Pforte und Helfer bei Übergangsriten oder als Seelenbegleiter.


Die Kelten verehrten den Wolf wegen seines stark ausgeprägten Familiensinns als Symbol für eine starke Gemeinschaft  und Gott Odin hatte in der germanischen Sagenwelt neben seinen beiden Raben Hugin und Munin stets seine beiden Bewacher und Reittiere, die Wölfe Geri und Freki zu seiner Seite.
Nach Überlieferung der germanischen Mythologie reitet die Seele auf einem Wolf.


Letztendlich wurde der Wolf zum Symbol für Abenteuer und Freiheit in der
letzten Wildnis dieser Erde.


Lesen wir nun, was der bekannte Mythenforscher Jakob Wünsch aus Deggendorf über den Wolf weiß...


Der große böse Wolf


Eines der symbolträchtigsten Tiere dieser Welt ist er – Der WOLF !


Die Völker der Nordhalbkugel begegnen seit Urzeiten diesem seltsam – majestetischen Tier mit einer Mischung aus Scheu und Bewunderung , aus Angst und Verehrung .
In Jagd, Ritual und Jägerreligionen sowie in späteren Hochkulturen unserer sesshaften Vorfahren 
ist der Wolf nicht wegzudenken. Ob Romulus und Remus von der kapitolinischen Wölfin an Mutterstatt angenommen und gesäugt werden oder ob sich zu Zeiten ein Menschenwesen besonders bei Vollmond in einen Werwolf verwandelt – Kraft un Ambivalenz umfloren das Raubtier in Mythen und Sagen der Völker . Da der Wolf in der Dunkelheit gut sieht, kannte man ihn besonders in Nordeuropa als lichthaftes Symbol. Auf diese Weise „schafft“ er es, zum Begleittier des klassischen Gottes Apollon Lykios zu werden; als gestaltwandelnder „Herr der Tiere“ betreibt er als sogenannter Proto-Apollon weit vor seinem Auftreten im antiken Hellas sein unheimlich göttliches „Handwerk“. Ein Tierhüter, geht draußen im Weideland unvermittelt in einen Birkenbaum als Mensch hinein und kommt – verwandelt – auf der ANDEREN SEITE als Wolf wieder heraus. Das Tier aus der von ihm zu hütenden Herde, das er im Wolfs-Zustand frißt, deutet auf früheste Jagdopfer unserer Vorfahren. In Staffelberg in der Oberpfalz geht heute eine dergestalte Sage um; auch der Bayerische Wald kennt diesen Sagentypus noch heute. 
Als germanischer Fenris-Wolf wird er bei der Götterdämmerung dereinst Wotan verschlingen; andere erzählen, er werde gar die Sonne selbst verschlingen…
Bis dahin begleiten die zwei helfenden Wölfe Geri und Freki den einäugigen Göttervater.
Da ist es ausgesprochen tröstlich, daß der christliche Heilige, der Bischof Simpert von Augsburg dem wilden Wolfe befehlen kann, das von ihm verschleppte kleine Kind auf der Stelle seiner Mutter zurückzubringen. 
Ähnlich wie der Hund ist auch sein wilder Verwandter ein Tier der Unterwelt und ihrer Kräfte.
So trägt der griechische Unterweltsgott Hades einen Mantel aus Wolfspelz. 
So wird der Wolf zum Psychopompos, zum Seelenführer und da bei unseren Altvorderen das Neue Jahr Anfang November mit Totenfeiern und dunklen Riten begann, spendet bis heute Sankt Wolfgang seinen himmlischen Beistand in dieser dunklen Zeit.
Lumpambulus – Werregegängel, einer, der als Werwolf, in der Hülle eines Wolfes umgeht, oder auch einer, der zu den Wölfen, das soll heißen „zu den Heiden“ geht… ...man sagt, der SCHWARZE WOLF verkörpert alles was schlecht ist -
der WEISSE WOLF - er lebt von Gerechtigkeit und Frieden und verkörpert alles was 
rein, licht und gut ist.


Jakob Wünsch, Mythenforscher Deggendorf, November 2019


Ein alter Cherokee-Indianer sitzt mit seiner kleinen Enkelin am Lagerfeuer. Er möchte ihr etwas über das Leben erzählen. Er sagt: „Im Leben gibt es zwei Wölfe, die miteinander kämpfen. Der Erste ist Hass, Misstrauen, Feindschaft, Angst und Kampf. Der Zweite ist Liebe, Vertrauen, Freundschaft, Hoffnung und Friede.“ Das kleine Mädchen schaut eine Zeitlang ins Feuer, dann fragt sie: „Welcher Wolf gewinnt?“. Der alte Indianer schweigt. Nach einer Weile sagt er: „Der, den du fütterst.“

Limitpreis: 18.000 €

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